8.9.2015
Fransfontainberge
Tropf,
tropf, pling, pling.
Es ist 7:00 Uhr und draußen sind nur 6°C. Wieder dieses
Kondenswasser, tropf, tropf, pling, pling.
Ich versuche daran zu denken morgen einen Lappen mit in das
Zelt zu nehmen. Aber mit 50 ist das ein Problem.
Heute steht Kunst und Kultur auf dem Programm, Twyfelfontain und
seine berühmten Felsgravuren. Es sollen die ältesten der Welt sein. Ca. 6000
Jahre alt.
Sie wurden von den
damaligen Menschen dort eingeritzt um anderen mitzuteilen wo es Wasser oder
Tiere zum Jagen gibt. So in etwa der Vorläufer von Google-Maps.
Nach den allmorgenlichen Spiegeleiern mit Speck machen wir
uns auf den Weg durch das Damaraland. Auch eine der vielen Völkergruppen in
Namibia. Gravelroad, Wellblechpiste.
Unterwegs kommen wir an einem lebenden Museum vorbei.
Vollbremsung!
Hier wurde ein Damaradorf aufgebaut, in dem man versucht dem
stupid german tourist die Kultur der Damaras Nahe zu bringen.
Freudig werden wir von einem jungen Mann und einem Kleinkind
begrüßt.
Bei dem Anblick des Kleinen schießt bei Heike die
Muttermilch ein. Unter Androhung einer Taschenkontrolle gehen wir hinein.
Nach Bezahlung eines Eintritts von ca. 6€/Nase bekommen anschaulich das gemeinsame Leben
erklärt. Vom Schamanen, bis hin zum Häuptling. Jeder in dem Dorf hat eine
sinnvolle Rolle. Sei es das Anfertigen von Schmuck, oder Werkzeug oder das
Anmachen des Feuers. Alles wurde uns genauestens gezeigt.
Auch mir wurde eine Taschenkontrolle angedroht, denn nicht
nur der Kleine war für Heike was Besonderes sondern mir hatte es der junge Kerl
der für das Feuer zuständig war angetan.
Wat fürn Läckerschen.
Alle trugen Lendenschurz, die Frauen waren obenherum etwas
bedeckt. Die Körper glänzen in der Sonne. Die Haare werden eher kurz gehalten.
Nun sollten wir uns setzen. Sie begannen zu singen und zu
tanzen. Ein Lied über das Dasein der Frau, ein Lied von dem Jungen der zum Mann
wird und eine Mutprobe bestehen muß.
Ich bekomme einen Seitenhieb, mit der Bemerkung das Sabbern
zu unterbinden.
Ja, was denn. Andere träumen von Torten.
Artig bedanken wir uns für das tolle Entertainment. Zum Abschied
schenken wir dem Kleinen noch eine Schlange aus Holz.
Diese war aus einem Survivel-Paket das meine Schwester Anja
und ihr Mann Heiko uns allen gepackt hatten. Dieses sollten wir am ersten Abend
auspacken um für alle Fälle gewappnet zu sein. Der Inhalt: Deo, Pflaster, Sonnencreme,
Mückensoforthilfe, Tee, Süßstoff, und und und. Und diese Holzschlange, falls
wir keine Echte zu sehen bekämen.
Jetzt drückte ich sie dem Kleinen in die Hand. ( Los sagt es
… Typisch Bine) Respektvoll nimmt er sie und zeigt sie seiner Mutter. Die
bekommt nen hysterischen Anfall, der Kleine fängt an zu heulen. Na Klasse.
Wir beruhigen.
Anschließend dürfen wir noch Souvenirs kaufen, was wir
natürlich auch tun.
Als wir in die Autos steigen sehen wir noch aus den
Augenwinkeln, wie die Mutter die Schlange virtuell zum Nachbau auseinandernimmt
und in Gedanken schon die Dollar zählt.
Na also, hatte das Ding also seinen Zweck erfüllt.
Es ist Mittag als wir bei 36°C an den Felsenmalereien
ankommen.
Und was macht der stupid german tourist? Er macht eine 1 ½ stündige
Klettertour durch die Berge.
Aber es hat sich gelohnt. Mit viel Fantasie konnte man die
Figuren erkennen. Für Mütter, die von Ihren Kindern ständig Malereien aus dem
Kindergarten mitgebracht bekommen, ist dies bestimmt ein Leichtes.
Langsam begeben wir uns auf die Gravelroad in Richtung
unseres nächsten CP. Dafür müssen wir über und durch die Berge fahren.
Wir kommen an einem Streckenposten vorbei, Sie fragt uns wo
wir hin wollen.
Zur White Lady in den Brandbergen.
Den Blick kannten Rudi und ich. 2007 hatte man uns schon vor
der Strecke gewarnt und abgeraten.
Diesmal konnten wir jedoch beruhigen, 4 Ersatzräder, genug
Wasser, 2 Autos, Winden und ein Satelitentelefon. Dem hatte die Dame dann auch
nix mehr entgegenzusetzen.
Wir fahren weiter. Rudi ist der Anführerwagen. Kaums ums Eck
wussten wir den Blick der Dame zu deuten. Wir standen vor einer Bodenerhebung
die bestimmt 45° hatte. Wir schlucken. Gaaaassss.
Der Motor heult, es schien fast als würde es der Wagen nicht
schaffen. Er ächzt, er zieht, Milimeter für Milimeter. Ein Aufschrei, wir sind
drüber. Als wir oben sind, fiel mir ein dass man das ja hätte filmen können,
das glaubt uns doch kein Schwein. Zu spät, Fahrzeug 2 ist einfach hinterher.
Wir wühlen uns durch die Berge, ständig wechselt der
Untergrund.
Mal Geröll, mal Felsen. Mal Sand, mal Gras. Hoch, tief,
Schlagloch, Spurrille. Steine, wieder Sand, Danach Tiefsand
Das ist die schwierigste Strecke die wir bis je hatten.
Gegenseitig halten wir über Funk Kontakt.
Wir schleppen uns gerade durch den Tiefsand als Heike
brüllt. STOPP. Rudi macht eine Vollbremsung. Im Tiefsand ein verheerender
Fehler.
Wir versuchen wieder anzufahren, keine Chance. Festgefahren.
Da bleibt nur eins, bei mittlerweile 39°C, Klappspaten raus und buddeln. Aber
erst mal muss das andere Fahrzeug, das noch nicht festsitzt an uns vorbei. Vielleicht
kann er uns ja rausziehen.
Ludger ackert, steckt fest, wir schieben, er kommt frei über
das „Feld“, welches noch unbefestigter
ist, ackert er an uns vorbei.
Er setzt sich vor uns … und… sitzt auch fest. Spätestens
jetzt wissen wir, warum Satelitentelefon und niemals alleine.
Wir schaufeln ihn etwas frei. Todesmutig setzt sich Heike
ans Steuer, wir drei schieben was das Zeug hält. Der Wagen packt und Heike
fährt so lange bis sie festen Boden unter den Rädern hat.
So, jetzt zu dem Sorgenauto. Wir buddeln ihn aus, lassen
fast alle Luft aus den Rädern, befestigen die nächsten Meter der Piste in dem
wir die Spurrillen zu buddeln. Ich betone nochmal: 39°C.
Erneuter Versuch. Der Wagen quält sich, cm für cm kommt er
vorwärts. Wir schieben, brüllen, feuern an. Er greift, droht nochmal sich
wieder einzugraben wir schmeißen alle Kraft die wir haben noch einmal gegen den
Wagen. YES!!! Er packt zieht sich raus und wir 3 fallen erschöpft in den Sand.
Unfuckingfassbar.
Rudi steigt aus, geht auf Ludger zu, zieht seinen Hut und
bedankt sich für Rat und Tat. Er, der Erfahrene hatte verkackt.
Aber wir sind noch nicht durch. Noch 16 Km, von denen wir
noch nicht wissen was da noch kommt.
Es hält sich im
Rahmen, Stein und Geröll, aber wir
müssen vorsichtig sein, wir haben ja nicht so viel Luft in den Reifen. Ludger
ist vorne. Plötzlich ein STOPP. Die Straße war weggebrochen und ging ca. 1Meter
tiefer weiter. Vorsichtig fahren wir den Bruch entlang und erreichen wieder
eine gute alte Gravelroad.